Die Symbolik der "Sieben"

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Neben dem Altarrelief ist die Häufung des Motivs "7" in der Kirche auffällig. Die 7-Zahl ist über das Alte Testament bis in zur Offenbarung eingedrungen. Der Altar ist mit einem siebenarmigen Leuchter aus Schmiedeeisen geschmückt: Christus, der dem Seher Johannes zu Beginn seiner Vision erscheint, steht dabei inmitten von 7 Leuchtern. Symbolisch nimmt das Bild den siebenarmigen Leuchter im Judentum auf, die Menorah, die im Tempel zur Jerusalem stand.

Selbst die Orgel (1968 eingeweiht), Königin der Instrumente zum Lob Gottes, zeigt einen siebenteiligen Prospekt in Hauptwerk und Rückpositiv, wobei im Hauptwerk jeweils 7 Pfeifen nebeneinander angeordnet sind. Die Orgel ist als Gegenüber zum Altarrelief zu deuten: das musikalische Lob Gottes antwortet auf das Evangelium, die Frohe Botschaft. Die Gemeinde stimmt in das himmlische "Heilig" ein ...

 

 

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Der Chor wirkt durch die farbig durchsetzten Glasfensterflächen lichtdurchflutet. Auf der linken Seite sind 7 Sterne, rechts 7 Feuerflammen farbig rot-gelb eingearbeitet. Die Sterne stehen für die sieben Sendschreiben an die bedrängten Gemeinden in Kleinasien, die 7 Feuerfackeln erinnern wieder an die Thronvision aus der Offenbarung. Sie stellen die Geister Gottes dar, Zeichen für die umfassende Fülle. Man kann in ihnen auch die Feuerzungen deuten, die das Pfingstereignis im Herabkommen des Heiligen Geistes auf die Jünger begleiten.


Die Fenster, in denen sich das Sonnenlicht bricht und spiegelt, setzen sich im oberen Bereich an den Seitenwänden bis zur Empore fort. In Anlehnung an Offenbarung 4 deuten wir sie als das gläserne Meer, das die Verbindung herstellt zwischen dem Thron Gottes und der hörenden Gemeinde. Wenn Sie mögen, zählen Sie die Dreiecke in den Glaselementen ... Sie werden auch hier auf die Sieben-Zahl stoßen!

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Zum 10. Kirchweih-Jubiläum 1972 wurden die Seitenwände mit Wandteppichen geschmückt. Sie stellen die 7 Werke der Barmherzigkeit nach Matthäus 25 dar: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde aufnehmen, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Gefangene nicht alleine lassen und (später hinzu gezählt) Tote bestatten. Barmherzigkeit ist das Maß, das der wiederkehrende Christus und Weltenrichter an seine Gemeinde anlegen wird: Erkennt sie Ihn im hilfsbedürftigen Nächsten oder nicht? Die Teppiche sind ein Werk von Frauen der Gemeinde, die sie nach Entwurf und unter Anleitung des Künstlers Heiner Schumann in Applikationstechnik geschaffen haben. Sie weisen auf den zweiten Schwerpunkt der Gemeinde: die Diakonie. Das Evangelium möchte sich ausdrücken in der Verantwortung, der tätigen Liebe zum Nächsten, in der Diakonie. Seit 1964 verwirklicht die Kirchengemeinde im Verein "Sozialer Beratungsdienst", jetzt "Diakonie Hasenbergl" diese Bestimmung.

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Hungrigen zu essen geben

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Durstigen zu trinken geben

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Fremde aufnehmen

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Nackte bekleiden

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Kranke besuchen

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Gefangene nicht allein lassen

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Tote bestatten

 

Jesus Christus spricht:

"Denn ich bin hungrig gewesen,
und ihr habt mir zu essen gegeben.
Ich bin durstig gewesen,
und ihr habt mir zu trinken gegeben.
Ich bin ein Fremder gewesen,
und ihr habt mich aufgenommen.
Ich bin nackt gewesen,
und ihr habt mich gekleidet.
Ich bin krank gewesen,
und ihr habt mich besucht.
Ich bin im Gefängnis gewesen,
und ihr seid zu mir gekommen.

Was Ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder und Schwestern, das habt ihr mir getan."

 

Wenden wir uns wieder der Orgelempore zu, sehen wir schließlich an der Brüstung der Empore einen weiteren 7-er Zyklus von Wandteppichen, entworfen von Heiner Schumann. Sie stellen die 7 Schöpfungstage nach Genesis 1 dar und wurden anlässlich der 20. Kirchweih 1982 ebenfalls von Frauen der Gemeinde geschaffen.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.
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Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.  ...

 ... Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.


[Der vierte Tag ist wegen des Orgelpropekts an der Brüstung aufgeteilt]

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Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.

Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib. [...] Und es geschah so. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden.

Der 1. Schöpfungsbericht
aus Genesis 1,1 bis 2,4a

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Exkurs zur Zahlensymbolik

0: Sie wurde erst von den Arabern übernommen, denen wir auch die arabischen Zahlen verdanken.
1: Sie ist keine wirkliche Zahl, doch der Urgrund, aus dem alles entsteht: Der eine Gott wird erkennbar, wenn ihm ein erkennendes Wesen gegenübertritt.
2: Sie steht für Polarität seit Anfang der Schöpfung, denn ohne männlich und weiblich, Aus- und Einatmen kann kein Leben bestehen. Sie trägt aber - wie die Linie - auch den Zwiespalt in sich.
3: Sie ist die "himmlische" Zahl, das Dreieck die erste geometrische Figur. Weil die Welt dreidimensional ist, leben die Menschen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; sehen Himmel, Wasser, Erde; erfahren das Schöne, Gute und Wahre; lernen These, Antithese, Synthese. So sind zahlreiche dreiköpfige oder dreigestaltige Gottheiten entstanden und der Kirchenraum dreigegliedert.
4: Sie deutet auf die irdische Ordnung: vier Himmelsrichtungen, vier Elemente, vier Jahreszeiten, vier Quartiere (Stadtviertel)
5: Sie wird - mit Blütenformen verbunden - den Sinnen zugeordnet (5 Finger), findet aber auch biblisch (5 kluge und 5 törichte Jungfrauen) und außerchristlich (5 Säulen des Islam und seine 5 täglichen Gebete) Verwendung.
6: Sie ist die Weit-Zahl, der 6-strahlige Stern symbolisiert Mikro-u. Makrokosmos
7: Gleich wichtig bei Semiten und Iranern, ist sie mit den Planeten und Wochentagen verbunden; man redete von den 7 Lebensaltem des Menschen, der Weg zum Ziel ist 7-stufig. Als Verbindung der geistigen 3 mit der materiellen 4 ist 7 eine ideale Zahl für Gruppen (7 Sakramente, 7 Todsünden, 7 freie Künste). Das Alte Testament ist voller 7-er Gruppen; die 7 gilt auch als ambivalent, weil in Babylon der 7. Tag als gefährlich galt und deshalb vermieden wurde (vgl. die Sabbatruhe).
8: Sie ist Beginn der Ewigkeit und glückbringend: von der Beschneidung am 8. Tag über die 8 Seligpreisungen bis hin zum achteckigen Taufbecken.
9: Sie entspricht der potenzierten 3, vor allem bei turco-mongolischen u. keltischen Völkern.
10: Sie schließt die Dekade ab, als die Summe der ersten vier Zahlen ist sie das ordnende Prinzip (10 Finger), das sich in dynastischen, militärischen und rechtlichen Ordnungen zeigt, z.B. 10 Gebote.
11: Sie sprengt die Vollkommenheit und gilt als unglücklich (12 minus 1, vgl. Judas)
12: Die Zwölf ist Zahl der Monate und der Sternzeichen und bezeichnet das geschlossene Rund (3 mal 4): 12 Stämme Israels, 12 Jünger ...
13: Spät wird sie als Unglückszahl, früher im Zusammenhang mit dem letzten Abendmahl auch im Christentum gedeutet.
14: Sie ist eine kleine Mond-Zahl, aus Ägypten übernommen, mit 2 mal 7 auch Zahl der 14 Nothelfer und Leidensstationen Jesu.


Text der Kirchenführung: Pfarrer Hans-Joachim Leßmann
Fotos und Bearbeitung: Dekan Uli Seegenschmiedt


Quellen:
E. Hilper, Gemeindechronik und Faltblatt "Kirchenführung"
H. Ruhwandl, Nordlicht Nr. 149
0. Steiner, Streifzug eines Pfarrers und Zeitgenossen am Hasenbergl
Evangelisches Kirchenlexikon (Art. "Zahl")